(Rhein-Zeitung Nr. 260 - 07.11.1951)

Das Weitersburg der Zukunft

Wirtschafts- und Ausbauplan genehmigt - Großzügige Gestaltung des Ortsbildes

RZ 11.07.1951 - Panung WeitersburgBild: Das künftige Weitersburg nach den Plänen von Kreisbaumeister Stein

-üz- WEITERSBURG. Die derzeitige Bauweise in vielen Gemeinden des Landkreises führt eine immer größere, Zersplitterung der einzelnen Ortschaften herbei. Streusiedlungen verursachen den Gemeinden auf unabsehbare Zeit enorme Straßenbau- und Unterhaltungskosten. Kreisbaumeister Stein arbeitet in dem Bestreben, eine generelle Zusammenfassung der Ortsbilder zu erreichen, in mühevoller Kleinarbeit nach und nach für jeden Ort des Kreises einen Wirtschafts- und Bebauungsplan aus.

Die Weitsicht der Bevölkerung und des Gemeinderates von Weitersburg bewog den Kreisbaumeister für diesen Ort den ersten Wirtschafts- und Aufbauplan auszuarbeiten. Der Plan wurde von der Aufsichtsbehörde genehmigt und in den letzten Tagen auch von der Gemeindevertretung einstimmig angenommen.

Ausgangspunkt der Planung ist der Wirtschaftsplan mit der zweckmäßigen Verteilung der Bodenflächen. Ihm folgt der Aufbauplan. Er ist ein ins einzelne gehender Flächennutzungsplan und stellt die Grundlage der baulichen Entwicklung des Aufbaugebietes dar, unter Berücksichtigung der Bevölkerungsverteilung, der Wohndichte und den sozialen, kulturellen und gesundheitlichen Bedürfnissen der Bevölkerung. In ihm wird Rücksicht genommen auf die Erfordernisse der Landwirtschaft und des Verkehrs, sowie auf die Einfügung in das Landschaftsbild.

Die Genehmigung des Planes in Weitersburg gibt den Weg frei zur Ausarbeitung der Durchführungspläne. Der sich an den Durchgangsstraßen entlang-ziehende und verzweigte Ort wird umrahmt und ausgefüllt von Straßen, Plätzen und Grünanlagen, deren offene Bebauung einen freundlichen und lichten Charakter erhalten wird. Die in der Eifel bereits fertiggestellte Autobahn wird bei Montabaur abzweigen und am Rheinabhang von Weitersburg an der Niederwerther Nordspitze den Rhein überqueren. Die Arbeiten wurden bekanntlich schon vor dem Kriege begonnen und haben beispielsweise in Bubenheim, Rübenach oder Bassenheim zu Ergebnissen geführt. Die alten Auffahrtsstraßen von Vallendar wie auch von Bendorf werden durchschnitten und günstig verlegt und von der Autobahn überbrückt. Kurz vor dem Ort wird an der Autobahn eine größere Raststätte erstehen, die freien Blick auf das Rheintal haben wird.

Die im Ort gelegene größere Tonaufschüttung wird bepflanzt und bildet eine vortreffliche Anlage. Ein kleiner Pavillon wird die Spitze des Hügels krönen und zur Entspannung und Erholung einladen. Die größere mit Wasser gefüllte Senke, die bei der Tongewinnung entstand, wird ausgebaut und soll als Badeweiher dienen. Die Umgebung bietet den Vorzug, daß sie sich besonders gut gärtnerisch gestalten läßt.

Dem Bedürfnis der Jugend zu Sport und Spiel ist mit der Planung einer Sportanlage Rechnung getragen. Neben dem Fußballfeld sollen all die Anlagen angelegt werden, die für den leichtathletischen Sport erforderlich sind.

Weitersburg, das bisher keine Möglichkeit hatte, im Freien eine Veranstaltung durchzuführen, wird in unmittelbarer Nähe der Bendorfer Straße einen Platz erhalten, der für Versammlungen, Märkte und Festlichkeiten genügend Raum bietet. Die Ortsplanung wurde nach den neuesten städtebaulichen Gesichtspunkten ausgearbeitet und Wert darauf gelegt, daß die einzelnen Bauten eine Verflechtung mit der Landschaft und dem Ort, an Stelle der bisherigen starren Straßenbebauung ergeben. Besonders günstig läßt sich am Rheinhang in Weitersburg diese Absicht verwirklichen. Einmal sollen kleine Wohnhöfe auf der Innenseite der Straße angelegt werden und zum anderen eine offene Bebauung der Stichstraßen erfolgen. Gerade die Stichstraßen ermöglichen eine vortreffliche Bebauung, weil die Häuser vollkommen frei und im Grünen liegen.

Die Verwirklichung des Planes wird in drei Etappen erstrebt. So soll der talseitig von West nach Ost den Ort umschließende Straßenring zuerst angelegt werden. Er erhält eine einseitige Bebauung im Landhauscharakter und ist nach dem Rhein hin offenen Blick gewährend, alleeartig bepflanzt. An zwei, landschaftlich besonders günstigen Punkten sind Hotelgebäude vorgesehen. Fast den gleichen Weg wie diese Ringstraße nimmt etwas unterhalb die zukünftige Autobahn.

(mit Genehmigung der Rhein-Zeitung)